🇧🇬 Drei Tage in den Bergen
14. September 2023
Nachdem wir ja eine beträchtliche Strecke per Bahn bis Bulgarien zurückgelegt hatten und nach zwei Tagen Sofia den Bedarf an Städtetourismus auch erst mal gedeckt hatten, sind wir für drei Tage Richtung Süden in die Berge gefahren: ins Pirin-, Rila- und Rhodopengebirge.
Teilweise hätten wir in die Richtung zwar auch per Bus und Bahn fahren können, allerdings hätten wir damit einige der gewünschten Ziele sicher nicht erreichen können. So waren das dann ein guter Kompromiss mit dem zeitweiligen Mietwagen.
Leider hat uns an den Tagen das Wetter ein bisschen einen Streich gespielt und uns etwas Regen und Nebel in den Bergen beschert. Aber davon haben wir uns auch nicht abhalten lassen, wir haben lediglich den Plan etwas umgestellt, um möglichst viel doch machen zu können.
Am ersten Tag sind wir daher mit dem Auto erst mal möglichst weit nach Süden gefahren, anfangs und im Mittelstück auf einer autobahnartig ausgebauten Schnellstraße, im Mittelstück war sie leider noch im Bau, daher mussten wir uns da über die Landstraße schlängeln.
Melnik
Im Süden war unser erstes Ziel das Kloster Melnik/Мелник und die dortigen Erdpyramiden, die auch wirklich sehr sehenswert sind. Eine kleine Wanderung auf teilweise sehr ausgesetzten Wegen im Nieselregen brachte uns an wirklich sehenswerte Aussichtspunkte.
Schon vom Parkplatz weg wurden wir von einem vierbeinigen Gefährten begleitet, der uns nahezu die komplette Strecke begleitet hat. Freilaufende Hunde sind in Bulgarien in den meisten Gegenden sehr verbreitet, auch wenn das wohl in den letzten Jahren schon stark zurückgegangen ist.
Nach den Erdpyramiden sind wir ein paar Kilometer weiter in den Ort Melnik gefahren, wo wir ein altes Herrenhaus mit Weinkeller (und Melnik-Weinverkostung) besichtigt haben. Der Ort selbst ist mittlerweile fast ausschließlich touristisch geprägt, zusammen mit der Weinproduktion ist das auch nahezu alles, was dort an Arbeitsplätzen existiert. Sehenswert ist er aber dennoch, da eigentlich alle Bauwerke noch historischen Ursprungs sind oder zumindest so wirken.
Nachdem wir nun schon fast an der griechischen Grenze waren, ging unser Weg nun wieder weiter nach Norden, bis Blagoevgrad/Благоевград, wo wir etwas außerhalb unser erstes Hotel hatten. Blagoevgrad selbst soll wohl eine schöne Fußgängerzone haben, ansonsten haben wir dort aber nicht viel gesehen. Unserem Hotel merkte man ein wenig an, dass es im Winter von vielen Skitouristen besucht wird, so war doch einige Kilometer weiter den Berg hoch ein Skigebiet.
Am nächsten Morgen war für uns Rila/Рила als Ziel angesagt. Vormittags ging es zunächst in das gleichnamige Kloster, das wesentlich größer als das in Melnik war und auch zahlreiche Touristen anzieht.
Kloster Rila und Rila Seen
Am Nachmittag sind wir dann zunächst um den Bergrücken außenrum gefahren, um mit dem Sessellift die Rila-Seen zu erreichen. Leider war es dort oben sehr neblig, erst gegen Ende hatten wir dann etwas mehr Sicht. Eine schöne Wanderung von gut 9 Kilometern haben wir aber dennoch unternommen. Am Anfang war der Weg noch breit und gut ausgebaut, da die Seen eine der schönsten Sehenswürdigkeiten der Gegend sind und von vielen Touristen besucht werden. Im späteren Verlauf hatten wir uns allerdings auf der Karte einen Pfad ausgesucht, der dann auch gar nicht mehr markiert war und eigentlich nur noch über genauen Vergleich mit der GPS-Karte auf Uhr und Handy zu verfolgen war. Bisschen abenteuerlich eben, aber dafür gab es sehr wenig andere Touristen.
Als wir dann wieder am Sessellift angekommen waren, hatten wir schon böse Befürchtungen, da der Lift sicher 10 Minuten, die wir ihn schon sehen konnten, gar nicht lief. Allerdings wurde er für uns dann nochmal angeworfen – offensichtlich war an diesem trüben Tag so wenig los, dass sie den Lift zwischendurch auch ganz abgestellt hatten.
Neben dem Sessellift gab es dort oben auch noch einen Schlepplift für den Skibetrieb, insgesamt sicher ein hübsches kleines Skigebiet.
Bansko
Unsere Reise führte uns dann weiter in den deutlich größeren Wintersportort Bansko/Банско, wo ja auch der Ski-Weltcup immer wieder gastiert. Hier hatten wir uns ein total uriges und kleines Gästehaus ausgesucht, das in einem mehrere Jahrhunderte alten Gebäude mit sehr niedrigen Türen und Decken einen ganz anderen Charme versprühte als alle anderen bisherigen Unterkünfte. Dort haben wir dann auch ein recht traditionelles und leckeres Abendessen direkt im Haus bekommen.
Am nächsten Morgen – dem Tag der Vereinigung Bulgariens – haben wir uns Bansko dann noch bei Tageslicht angeschaut und sind ein kleines Stück ins Skigebiet rein gefahren, um uns das auch ein bisschen anzusehen. Bansko hat das modernste und größte Skiareal in ganz Bulgarien, was man an der ganzen Ausrichtung des Tourismus auch merkt.
Rhodopenbahn
Weiter ging die Reise über Dobrinishte/Добринище nach Velingrad/Велинград, wo wir auf dem Plan hatten, wieder mal eine Bahnfahrt zu unternehmen: zwischen Septemvri/Септември (238m) an der Hauptstrecke Sofia-Plovdiv und Dobrinishte (834m) verkehrt die „Rhodopenbahn“, eine 760mm-Schmalspurbahn. Da wir aus Zeitgründen nicht die komplette Strecke fahren konnten, haben wir uns für einen etwa 1 ½ Stunden dauernden Abschnitt hin und zurück entschieden, von Velingrad nach Cherna Mesta/Черна Места und zurück. Vier Zugpaare am Tag pendeln zwischen den Endstationen, die Zwischenbahnhöfe sind wie im Fall von Velingrad stark frequentiert oder total menschenverlassen irgendwo mitten im Wald. Da es sich um eine Gebirgsbahn mit sehr schmalen Gleisen handelt, kurvt die Strecke sehr stark, Geraden gibt es fast keine. Dafür aber Kehrtunnel und andere interessante Gleiskonstruktionen, um die Scheitelhöhe von 1267m in Avramovo zu erreichen.
Witzig fanden wir das Bord-Bistro, das in der Lackierung von DB Fernverkehr daher kam. Vermutlich zu heiß gewaschen…
Da wir den Mietwagen am nächsten Tag wieder in Sofia gegen Mittag abgeben mussten, hatten wir uns als letzte Übernachtung noch ein Hotel in Borovez/Боровец ausgesucht, ebenfalls ein Skiort in den Bergen. Der Ort scheint nur aus Hotels, Restaurants und anderen touristischen Dingen zu bestehen und würdigt daher keine weitere Beschreibung. Ab Sofia ging es dann auch wieder per Bahn weiter, aber dazu mehr im nächsten Beitrag.